Max Cohen-Reuss

30.01.1876 - 9.03.1963

Noch während seiner kaufmännischen Tätigkeit im Textilhandel (bis 1912) trat Cohen-Reuss 1901 der SPD bei, wurde 1908 Stadtverordneter der Stadt Frankfurt/Main. Ab 1912 war er ausschließlich politisch und publizistisch tätig. Von 1912-1918 vertrat er als Abgeordneter des Deutschen Reichstags den Wahlkreis Reuß ältere Linie. 1918-1919 wurde er Mitglied und später Vorsitzender des Vollzugsrates der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin. Am 19.12.1918 hielt Cohen-Reuss vor dem Ersten Allgemeinen Kongreß der Arbeiter- und Soldatenräte (16.-21.12.1918) seine Rede für die Nationalversammlung und gegen eine (spartakistisch-bolschewistische) Räteverfassung, die in den mehrheitlichen Beschluß für die Abhaltung von Wahlen zur Nationalversammlung mündete. Von 1920-1933 war er als Delegierter der Reichsregierung im Reichswirtschaftsrat tätig. Zu einer Kandidatur für die Nationalversammlung kam es aufgrund seiner in der Partei (SPD) umstrittenen Positionen - er trat für die europäische Einigung und als Voraussetzung hierfür, die deutsch-französische Verständigung ein - nicht.  Nach seiner erzwungenen Emigration 1934 nach Frankreich (Paris) mußte er nach der deutschen Besetzung in den Süden Frankreichs fliehen. Er und seine Frau wurden gefaßt (etwa 1938) und in verschiedenen Lagern interniert. Unter ungeklärten Umständen entkamen beide der Deportation. Es folgte eine lange Flucht vor der Geheimen Staatspolizei von Grenoble in die Schweizer Berge wo er mit seiner Familie in der Scheune eines Bergbauern überlebte. Nach dem Krieg stand er an der Spitze der in Frankreich ansässigen deutschen Sozialisten, arbeitete in Paris als Journalist für verschiedene Zeitschriften (u. a. als Pariser Korrespondent der Berliner Tageszeitung 'Der Telegraf') und setzte sich für die deutsch-französische Aussöhnung ein. Für sein diesbezügliches Engagement würde er von Frankreich (Ritter der Ehrenlegion) und Deutschland (Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Lübke) geehrt.

Lübke schrieb wenige Tage nach seinem Staatsbesuch in Paris (20.-23.06.1961) an Cohen-Reuss (Brief v. 2.07.1961):

"Ich weiss um Ihre Tätigkeit als Reichstagsabgeordneter im Kaiserreich und insbesondere in den turbulenten Zeiten nach dem Kriegsende 1918; um Ihr Wirken im Reichswirtschaftsrat; um das bittere Geschick, das Sie dann traf, als die Unmenschlichkeit in unserem Vaterlande zur Herrschaft gelangte. Nach diesem Staatsbesuch aber würdige ich insbesondere Ihr Einstehen für ein gutes deutsch-französisches Verhältnis. An Männer wie Sie dachte ich, als ich am 20. Juni im Elysée von jenen Kräften sprach, »die stets darum rangen, unsere beiden Völker in Freiheit wieder zu Brüdern der alten europäischen Familie zu machen.«"

 


Stand: 1/2023

 

mit Ernst Reuther 1952

Kurzbiographie

Familienname

Emanuel (genannt Max) Cohen

Max Cohen-Reuss

auch: Max Cohen-Reuß

Der Namenszusatz -Reuss entstammt dem Wahlbezirk
Reuss ältere Linie (Thüringen), für den Cohen-Reuss
zum Reichstag kandidierte

Geburtstag

31.01.1876

Geburtsort

Langenberg-Oberbonsfeld (Rheinland),

heute: Velbert-Stadtteil Langenberg, Kreis Mettmann (Nordrhein-Westfalen: zwischen Wuppertal und Essen)

Staatsangehörigkeiten

preussisch/deutsch

Ausbürgerung: 1938

Einbürgerung: nach dem Krieg

französisch

Hauptwohnorte

1898-1914: Frankfurt/M.

1914-1934: Neubabelsberg (bei Berlin bis zur Emigration)

ab 1934: Paris (Neully s. Seine)

Sterbeort

Paris: 9. März 1963

Berufe

Kaufmann

Schriftsteller

Reichstagsabgeordneter (SPD)

Journalist

Religion

jüdisch; 'Dissident'

Heirat

August 1907 mit Elisabeth Bertha Thorwart
(Tochter des Bankdirektors und Rechtsanwaltes
Friedrich Emil Thorwart)

Kinder

Friedrich Wolfgang Thorwart: 1909-1991
(bis 1916: Cohen; keine Kinder)

Ernst Thorwart:1912-1992
(bis 1916: Cohen; 3 Kinder)

Enkel

Ian Thorward (London): 1946-1993

Dr. Wolfgang Thorwart (München)

Dr. Jürgen Thorwart (Freising)


Namensähnlichkeit (nicht identisch)

Cohen, Max, Dr. jur. (1842-1918; Mitglied der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg von 1902 - 1918; Fraktion der Linken, 1918 Hamburger Fraktion


 

 

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